Roberto Simanowski: Stumme Medien – Vom Verschwinden der Computer in Bildung und Gesellschaft, Berlin: Matthes & Seitz 2018

Computer verschwinden aus dem Blickfeld, sagt Roberto Simanowski. Wie durch ein Fenster schaue man durch sie hindurch und reflektiere nur noch, was man darin sieht – nicht aber mehr das Medium selbst. Völlig zu Unrecht werde dabei ausgeblendet, wie gravierend die Geräte die Kommunikation und damit auch die Gesellschaft formen. Dabei könnten die neuen Medien die Menschen genauso so stark verunsichern, wie die Flüchtlingskrise oder die Angst vor Terror. Statt über diesen wirkmächtigen Einfluss auf gesellschaftliche Debatten, Wahrnehmungen und Annahmen zu diskutieren, ist es zumeist ausschließlich die technische Anwendung digitaler Technologien, die im Fokus der Aufmerksamkeit stehen.

Simanowski vertritt in seinem Buch die Ansicht, dass es in der Verantwortung der Schulen und Universitäten liege, nicht nur zu vermitteln, wie man die neuen Technologien nutzen kann, sondern auch ein Bewusstsein dafür zu stiften, welche kulturstiftende Funktion sie durch ihre Omnipräsenz übernehmen, gerade wenn wir diese Allgegenwart kaum mehr wahrnehmen. Seine Schrift ist ein engagiertes Plädoyer für eine Medienbildung, die mehr ist als Anwendungskompetenz. Vielmehr sollte sie Sorge dafür tragen, sich der veränderten Weltwahrnehmung bewusst zu werden und die damit einhergehenden Folgen zu reflektieren, um weiterhin als Mensch mündig entscheiden und handeln zu können.

„Der ‚Ethik des Machens‘ ist entschieden die ‚Tugend der Kritik‘ entgegenzustellen, die eine Tugend ist, weil sie den Zweifel wach hält und so auch das Verschwinden der digitalen Medien gerade in ihrem ubiquitären stillschweigenden Einsatz verhindert.“ 

„Die Aufgabe der Schule sei demnach, dem Schüler einen Schutzraum zu schaffen gegenüber den überstürzten Anforderungen der Welt, seine Brauchbarkeit in ihr zu beweisen. Die Schule soll – darauf läuft Adornos Argument in der Tradition Humboldt hinaus – dem Subjekt erlauben, sich zunächst als Mensch zu bilden, bevor es als nützlicher Bürger seine Stelle in der Gesellschaft einnimmt.“