swo.io unterstützt die Initiative E D U C A T O R S ´

Liebe Lehrer*innen Berlins,

wie wollen wir arbeiten? Die gesellschaftlichen Erwartungen an ›Schule‹ sind hoch. Klimawandel, Digitalisierung, Inklusion, diese Dinge eben…

Wir sind eine Initiative engagierter Lehrer*innen sowie Lehreramts-Anwärter*innen und sagen: Diese Erwartungen an uns sind zu Recht hoch.
Doch der Unterricht, den wir alleine am Schreibtisch zuhause bzw. auf dem Flur Richtung Klasse bzw. am Kopierer entwickeln – er reicht nicht mehr, um diesen Erwartungen und Fragen langfristig gerecht werden zu können:

Wir werden den Fragen des Klimas nicht gerecht, wenn wir mit unserer Klasse hinter zugezogener Tür eine Arte-Doku über das Verschwinden der Eisbären oder den noch so inspirierenden Film „Tomorrow“ schauen;
Wir werden den Fragen der sogenannten Digitalisierung nicht gerecht, wenn wir in den nächsten drei Jahren auf Geld aus dem Digitalpakt bauen, mit dem wir Geräte kaufen, die in unserem Unterricht in zehn Jahren nicht mehr funktionieren;    
Wir werden den Fragen der Inklusion – so richtig und wichtig sie sind – niemals gerecht, solange Referendaren*innen empfohlen wird, sogenannte „Störer“ aus den Klassen zu nehmen, um sicher durch die Examensstunde zu kommen (und ja, diese Empfehlungen gibt es).

Wenn wir bei diesen Herausforderungen – und mit Blick auf den steigenden Mangel an gut ausgebildeten Lehrern*innen – unseren Kindern und Jugendlichen weiterhin Orientierung geben sollen, müssen wir uns gemeinsam überlegen, wie wir wirkliche Orientierung geben können.
Berlin ist voll junger Bildungsinitiativen und erfolgreicher Education-StartUps mit guten Ideen für Projekte, hochwertig ausgearbeiteten didaktisch Materialien und richtungsweisenden Unterrichtskonzepten. Aber: Diese didaktischen Konzepte finden ihren Weg ins Klassenzimmer nur über engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Sie sind es, die die entwickelten Materialien an unsere Schüler*innen bringen – oder nicht.

Wir alle – innerhalb und außerhalb von Schule – suchen längst aufgeregt nach Antworten auf all diese Fragen – leider meist nebenbei und irgendwie komisch isoliert. Unserer Meinung nach sollten wir daher dringend über Möglichkeiten sprechen, die es uns erleichtern regelmäßig und zusammen nach Antworten zu suchen. 

Die Berufsgruppe der Lehrer*innen gehört zu den größten und stabilsten Berufsgruppen überhaupt. Lehrer*innen gelten als sehr sozial, gebildet, interessiert, gut situiert, sie geben Orientierung, können unterstützen und andere Menschen für Wichtiges begeistern. Wenn eine Berufsgruppe Veränderungen schaffen kann, dann diese. Und wir alle wissen, dass Veränderungen dringend notwendig sind. Zudem dürfen wir eines nicht vergessen: Die Berufseinsteiger*innen von Heute sind die Schulleitungen, Senatoren und Ministerinnen von Morgen. 

Deshalb wollen wir dem Job, den wir lieben, nun ein Upgrade verpassen…

…um mit Menschen anderer Schulen und Schulentwicklungs-Organisationen nachhaltig besser kooperieren zu können;
…um in inspirierenden Arbeitssettings besseren Unterricht zu entwickeln;
…und um für diesen Beruf (der häufig zwischen „ständig Ferien“ und steigender Burnout-Quote wahrgenommen wird) eine neue Perspektive aufzubauen.

Denn so Leid es uns auch tut: Noch kommt in diesem Land Niemand an uns vorbei. Alle kennen uns, alle haben ihre Erfahrungen mit uns gemacht, alle müssen ihre Kinder zu uns schicken. Und unsere Kinder haben als Schüler*innen wiederum den ganzen Tag Zeit uns Lehrer*innen in unserem Verhalten und unserem Tun zu beobachten. Genug Zeit um uns dabei zuzusehen, wie wir mit stressigen Situationen umgehen. Genug Zeit um zu bewerten, ob wir vorleben, was wir von ihnen erwarten. Die Vermutung liegt nahe, dass es einen gesellschaftlichen Unterschied macht, wie es unseren Lehrer*innen an unseren Schulen geht und wie gut sie ihren Job machen (können).

So, wie es ein Bedürfnis Aller nach guten Lehrer*innen gibt, gibt es bei uns Lehrer*innen ein Bedürfnis nach guten Arbeitsstrukturen und nach einer zukunftsfähigen Berufsperspektive:

Um zu verhindern, dass wir irgendwann wirklich nicht mehr genügend Lehrkräfte haben, weil Niemand mehr Lust hat, sich diesen Aufgaben zu stellen.
Um zu verhindern, dass wir uns nach Klassengrößen bis zu 32 Schüler*inne und 26 Deputatsstunden sehnen werden.
Und um zu verhindern, dass uns irgendwann die Algorithmen von Google sagen, was wir lernen und unterrichten müssen oder wir von hypereffizienten K.I.s einfach aufgefressen werden.

Wir wollen wir das erreichen?

  1. Wir brauchen ein Netzwerk aus jungen und sich jung fühlenden, engagierten Lehrer*innen, die an eine gemeinsame und gemeinsam gestaltbare Perspektive dieses Berufs glauben.
  2. Wir brauchen ein Forum, in dem wir uns regelmäßig begegnen und diese, unsere Perspektive gestalten und vertreten können.
  3. Wir brauchen einen festen Ort für dieses Forum.

Offen für den Austausch mit anderen Bildungsexperten*innen und Pädagogen*innen sein, Kooperieren können, effizient zusammenarbeiten – Alles Haltungsfragen, alles machbar.

Educators‘ Grüße